Die durch die Verbesserung der Futtergrundlage erreichte Erhöhung der Milchleistung und Vergrößerung der Bestände auf der einen und Verlagerung des Bedarfs in die wachsenden Städte auf der anderen Seite bedingte für die Landwirte im hiesigen Raum eine Anpassung an die geänderte Marktposition. Die bisher praktizierte Eigenverarbeitung und -Vermarktung wurde dem Marktgeschehen nicht mehr gerecht. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gab es die ersten Ansätze zur Verbesserung dieses Zustandes. In allen Gemeinden wurden Diskussionen zur gemeinsamen Vermarktung geführt. So entwickelten sich auch in den Orten rund um den heutigen Diemelsee und in Rhenegge Kontaktgespräche. Diese Bemühungen und die Entwicklung hat Willi Köster, Sudeck, in einer Chronik zusammen gefasst. Die nachfolgenden Auszüge aus dieser Chronik wurden von Kurt Emde ergänzt. (Aus Diemelsee in alten Ansichten“) Bei der Durchsicht der Protokollbücher der Molkerefgenossenschaft Rhenegge fand ich erstaunlicherweise keinen Hinweis auf eine Gründungsversammlung. Dagegen entdeckte Erich Fischer, Stormbruch, in den Stormbrucher Gemeindeprotokollbüchern vom Dezember 1901 folgende Eintragung: Zwecks besserer Verwertung der Milch wurde von einigen Herren aus hiesiger Gemeinde die Anregung zur Gründung einer Molkereigenossenschaft gegeben, die dann auch nach langem erbittertem Kampf endlich zustande kam, mit dem Sitz in Rhenegge. Im Interesse der wirtschaftlichen Hebung ist der genossenschaftliche Zusammenschtuss unserer Landwirte freudig zu begrüßen. Nachdem der Beschluss feststand, wurde auch der Vorstand der Genossenschaft gewählt. 1. Vorsitzender des Aufsichtsrates wurde bei der Gründungsversammlung Revierförster Wilhelm Peuster aus Stormbruch“. Dieser Bericht wurde durch mündliche Überlieferungen aus Stormbruch ergänzt. Die Diemeldörfer Ottlar, Stormbruch und Heringhausen forderten den Standort der Molkerei im Diemeltal mit der Begründung, dass dann alle Milch bergab zum Betrieb gefahren werden könne. Das gelte auch für Rhenegger Milch, falls sich die Rhenegger der Genossenschaft anschließen wollten. Im übrigen hätten diese auch die Möglichkeit ihre Milch an die schon bestehende Molkerei in Adorf zu liefern. Die Rhenegger wollten aber den Betrieb ins eigene Dorf und gewannen schließlich nach langem harten Ringen die Oberhand. In der Corbacher Zeitung“ wurde dazu am 10.12.1901 folgendes berichtet: Auf einer Versammlung in Heringhausen beschlossen Landwirte aus Rhenegge, Stormbruch, Ottlar und Heringhausen die Gründung der Molkereigenossenschaft Rhenegge. Nach Einigung über die Statuten wurde ein vorläufiger Vorstand gewählt, der beauftragt wurde, die Sache schnellstens voran zu treiben, mit dem Ziel, schon im kommenden Jahr täglich 2500 – 3000 Ltr. Milch zu verarbeiten“. Das mit dieser Mehrheitsentscheidung nicht alle einverstanden waren, zeigt der von sechs Mitglieder aus Stormbruch zur Generalversammlung am 3.3.1902 gestellte Antrag zwecks Auflösung der Genossenschaft. Der Aufsichtsrat lehnte die Zulassung dieses Antrages zur Tagesordnung aber ab. Als 1885 die Molkerei Adorf gegründet wurde, schlossen sich unter anderen auch Landwirte aus Benkhausen und Sudeck sowie Einachts aus Rhenegge der neuen Genossenschaft an. Die Benkhäuser fuhren die Milch über Sudeck an Rhenegge vorbei nach Adorf. 16 Jahre haben die Rhenegger bis zur Gründung der eigenen Molkerei diesem Geschehen zugesehen. Unverständlich bleibt, warum sich in Rhenegge in all den Jahren nichts gerührt hat. Oder hat die Zeit die Spuren verweht? Im Februar 1902 wurde von der jungen Genossenschaft ein Gartengrundstück von Heinrich Fisseler, Tepeln, erworben. An der Beratung über die maschinelle Einrichtung nahm auch der bis dahin als technischer Leiter bei der von Heinrich Weidemann, v. Strecker, in Giebringhausen in den Jahren 1890-1902 betriebenen Privatmolkerei beschäftigte Herr Kiehne teil. Nach erfolgter Ausschreibung wurden die Maschinen bei den Flensburger Eisenwerken gekauft. Den Zuschlag für die Maurerarbeiten erhielt Maurermstr. Lahme aus Adorf. Als Bedachung wurden aus Kostengründen Zementplatten gewählt. Zur Sicherung der Wasserversorgung wurde auf dem Betriebsgrundstück ein 10 Meter tiefer Brunnen gegraben. Die aufgestellte Satzung regelte die Pflichten und Rechte der Mitglieder. In der ersten Fassung liegt leider kein Exemplar mehr vor. Aus den laufenden Protokollaufzeichnungen ist aber diesbezüglich folgendes zu entnehmen: Jedes Mitglied hatte seine gesamte Milch an die Molkerei zu liefern. Eine Selbstvermarktung von Milch oder Milchprodukten war verboten. Zur Finanzierung des Unternehmens war jedes Mitglied zur Zeichnung von Anteilen verpflichtet. Über die geldliche Höhe eines Anteils ist leider nichts bekannt. Am 1. März 1902 übernahm der als technischer Betriebsleiter eingestellte Herr Kiehne seine Aufgabe. Als Rechnungsführer stand ihm ein Herr Kücking zur Seite. Eine Besichtigung des Neubaues, in dem Ende Oktober 1902 der Betrieb aufgenommen wurde, fand am 30. August 1902 statt. Mit dem Anlaufen des Betriebes traten weitere Landwirte aus den Orten Stormbruch und Ottlar der Genossenschaft bei. Der größte Teil der Milch kam aus Stormbruch, Ottlar, Heringhausen, Giebringhausen und Rhenegge. Zur Anfuhr stellte die Molkerei für eine jährliche Miete von 8 % der Anschaffungskosten eigene Wagen zur Verfügung. Folgende Milchfuhrleute übernahmen den Transport: Carl Fischer Christian Berthold Christian Schlömer Friedrich Berthold Stormbruch und Heringhausen Ottlar und Giebringhausen Benkhausen und Sudeck Rhenegge Als im November 1902 der Betrieb der Molkerei anlief, hatte die Genossenschaft 118 Mitglieder. Da nur Butter, etwas Gebirgscamembert, Frühstückskäse und Trockenquark produziert wurde, fielen ca. 80 % der Anlieferungsmenge als Mager- und Buttermilch an, die von den Lieferanten zurück genommen werden mussten. Damit stellten sich die ersten Schwierigkeiten ein. Biederbick und Fieseier vom Dommel, die ihre Milch nach Ottlar bringen mussten, lehnten die Rücknahme, weil für sie damit eine zusätzliche Fahrt nach Ottlar verbunden war, ab und kündigten wieder. Die für den Betrieb im Sommer zur Kühlung benötigten Eismengen musste jede Gemeinde anteilig in den Eiskeller bringen. Wo dieser war, ist heute nicht mehr festzustellen. Vielleicht befand er sich in einem Stollen der zu dieser Zeit nicht mehr befahrenen Grube Simmet“. Nach Aufgabe seiner Milchviehhaltung legte Wilhelm Peuster 1903 den Posten als Aufsichtsratsvorsitzender nieder. Sein Nachfolger wurde das einzige Genossenschaftsmitglied aus Sudeck Fritz Neumann. Um dort weitere Mitglieder zu werben fand die Generalversammlung 1904 aber ohne Erfolg mit diesem Anliegen in Sudeck statt. Der Auszahlungspreis je Ltr. betrug etwa 7-9 Pf g. bei 3 % Fett. Die Fettgehaltsuntersuchung fand im Betrieb nach der Gärbermethode“ statt. Wenn Verdacht auf Wasserzusatz bestand, wurde eine Probe an die Versuchsanstalt in Hildesheim gesandt. Bestätigte sich dort der Verdacht, erhielt der Lieferant für den laufenden Monat kein Milchgeld. Hinzu kam eine Strafe von 20 -50 Mark. Im Wiederholungsfall drohte der Ausschluss aus der Genossenschaft. Mit Milchpantscherei hatte die Molkerei in den ersten Jahren wiederholt zu tun. Mit einer ungewöhnlichen Trockenheit brachte das Jahr 1911 für die Molkerei große Wassernot. Eine Anfrage bei der Weißenbörner Wassergemeinschaft“ wegen Wasserlieferung wurde abschlägig beschieden. Friedrich Wilke (Quelle Brünenbruch) lieferte dagegen das dringend benötigte Nass. Er erhielt dafür eine einmalige Abfindung. Infolge der Dürre sank die Milchanlieferung um 32 000 kg. Dieser Trend setzte sich auch 1912 noch fort. Die Abwässer, die bis dahin in eine an der Molkerei liegende Wiese flössen, wurden 1912 durch eine Rohrleitung bis in fließendes Gewässer unterhalb des Dorfes geleitet. Nach dem Tode des Vorstandsvorsitzenden Christian Leonhard im Jahr 1913 trat Christian Pohlmann, Luttern, seine Nachfolge an. Im Dezember des gleichen Jahres wurde Verwalter Kiehne vom Tode überrascht. Beide Verstorbene waren Pioniere der ersten Stunde. Als Nachfolger von Kiehne wurde Hermann Gobs aus Grebenstein zum 1.1.1914 als technischer und kaufmännischer Leiter des Betriebes eingestellt. Die gestiegenen Qualitätsansprüche zwangen zur Anschaffung einer Pasteurisieranlage. Auch ein T.b.c.-Tilgungsverfahren kam erstmals ins Gespräch. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges und die Blockade der Alliierten beendete diese Bemühungen schnell. Lebensrnittel wurden knapp und teuer. Zudem sank die Milchanlieferung und erreichte 1914 nur knapp 800 000,- kg. Im August 1915 wurde Betriebsleiter Gobs zum Militär einberufen und wurde, obwohl er an der Front stand, im Dezember 1916 mit einer einmaligen Abfindung von der Molkerei entlassen. Nachdem die Schwester von Hermann Gobs die Zwischenzeit überbrückt hatte, übernahm zum 1.6.1916 Ernst Brüne die Betriebsleitung. Mit Dauer des Krieges nahm die Anlieferung weiter ab. Der Ottlarer Wagen fuhr deshalb nur noch jeden zweiten Tag. Trotz aller Bedrängnisse durch den Krieg blieb die technische Entwicklung nicht stehen. So erhielt der Betrieb 1918 einen Telefonanschluss. Im Keller wurde die Käserei erweitert und ein neuer Käsefertiger angeschafft. Ab dem 1. Januar 1918 nahm die Grubenbahn in Adorf auch den Transport von gewerblichen Gütern auf. Der Bestimmungsbahnhof für die Molkerei war nun nicht mehr Bredelar sondern der Martenberg. Ernst Brüne kündigte seinen Dienst zum 1.7.1919. Ab diesem Termin übernahm Fritz Habermann aus Rhenegge die technische Betriebsleitung. Als kaufmännischer Leiter stand ihm Carl Figge zur Seite. Die gelieferte Milchmenge betrug in diesem Jahr 606 405 kg. Von der Liefermenge kamen 281.899 kg aus Rhenegge, 61.629 kg aus Benkhausen und Sudeck, 98.629 kg aus Ottlar und Giebringhausen und 164.258 kg aus Stormbruch und Heringhausen. 1920 wurde die Molkerei an das elektrische Stromnetz angeschlossen. Da die zur Verfügung stehende Strommenge im Anfang noch unbefriedigend war, wurde erst 1922 ein 14 PS. starker E.-Motor angeschafft. Am 1.1.1922 übernahm Fritz Habermann auch die kaufmännische Betriebsleitung und verstarb am 22. Juli 1922. Seine Nachfolge trat Rolof Stroth aus Teichel bei Rudolfstadt an. Ab 1925 stieg die angelieferte Milchmenge erheblich. Eine notwendige Erweiterung der Kühlanlage musste aber zunächst zurück gestellt werden. Zur Entlastung der eigenen Anlage wurde der Versandrahm in der Adorfer Molkerei gekühlt. 1926 musste ein zweiter Separator und eine größere Quarkwanne gekauft werden. Der Kaufeiner größeren Kühlanlage und eines Rahmreifers vervollständigte 1927 die technische Ausstattung. Das 25jährige Bestehen feierte die Genossenschaft am 14.4.1928 in der Kriegervereinshalle in Giebringhausen. Das weiter kräftige Ansteigen der Milchmenge brachte zwangsläufig Veränderungen in der Anfuhr. Aus jeder Gemeinde fuhren eigene Wagen. Nur der Benkhäuser Wagen brachte weiterhin die geringe Sudecker Menge mit. Als Friedrich Berthold in Rhenegge seine langjährige Tätigkeit als Milchfuhrmann einstellte, folgte unter anderen Christian Figge, Pampes, in dieser Aufgabe. Dieser übernahm auch mit dem Milchwagen den Transport der Fässer mit Butter und Quark zum weiteren Versand zum Bahnhof Bredelar. Von dort brachte er dann für Empfänger in Rhenegge Stückgut mit zurück. Auch Christian Figge, gen. Kaufmann Sude, betätigte sich ebenfalls als Milchfuhrmann im Dorf. Dann wieder fuhren die Rhenegger Bauern die Milch reihum“ zur Molkerei. Anfang der 50er Jahre übernahm Karl Figge, Obersten Berghof, mit eigenem Fuhrwerk, Schlepper und Flachwagen, die Milchanfuhr in Rhenegge. In den folgenden Jahren fuhr zeitweise die Raiffeisenkasse mit Schlepper und Wagen, bzw. mit dem LKW, die Rhenegger Milch zur Molkerei. Danach war bis zur Schließung der Rhenegger Molkerei Christian Bangert, Beinecke, Milchfuhrmann. 1933 trat die Genossenschaft der Buttervereinigung“ und der Ein- und Verkaufsgenossenschaft Hessenland“ als Mitglied bei. 1934 wurden die Einzugsgebiete der Molkereien gesetzlich geregelt. Im Vollzug dieser Regelung mussten nun alle Sudecker Landwirte und Einachts aus Rhenegge, die bis dahin noch immer nach Adorf lieferten, ihre Milch in Rhenegge verarbeiten lassen. Die gesamte Benkhäuser Milch musste nach Adorf gebracht werden. Die neuen Mitglieder konnten bis zu 10 Anteilen erwerben. Grebe (Dortens) und Behle (Backes), die sonst die Sudecker Milch nach Adorf gefahren hatten, brachten sie nun nach Rhenegge. 1935 beantragten die Helminghäuser die Mitgliedschaft in der Rhenegger Molkerei. Obwohl bei der relativ geringen Milchmenge die Transportkosten sehr hoch waren konnte der Antrag nicht abgelehnt werden. Die weiter steigendende Anlieferungsmenge zwang zur Erweiterung der technischen Anlagen, wie 1935 den Neubau eines Kesselhauses, neuer Butterfertiger, Rahmreifer, Erhitzer und Sepparatoren, und zeigte auch die Grenzen der Wasserversorgung auf. Es sollten aber noch einige Jahre vergehen, bis dies Problem gelöst werden konnte. Durch Grundstückszukauf auf der Rückseite des Betriebes konnte die Möglichkeit zur Rundfahrt eingerichtet werden. Hier erfolgte nun ohne Behinderung der Milchannahme die gleichzeitige Ausgabe von Mager- und Buttermilch, sowie der Molke für die Lieferanten. 1936 musste eine Maschine zum Formen und Einpacken der Markenbutter angeschafft werden. Die Ausstattung wurde durch den Kauf einer Quarktrommel und Erweiterung der Kühlanlage verbessert. 1939 schlug der Milchwirtschaftsverband einen Zusammenschluss der Molkereien Rhenegge und Adorf vor. Die Rhenegger Generalversammlung lehnte dies Ansinnen mit der Begründung, das eine solche Fusion keine Verbesserung der Rentabilität bringe, ab. Die Wasserversorgung wurde 1943 durch den Anschluss an die Weißen Börner“ Wasserleitung im Meierhof bei Schmiddes auf Dauer sichergestellt. Da die Militärregierung keine Genehmigung für Versammlungen gab, konnte 1945 keine Generalversammlung stattfinden. Dagegen bescherte die neue Administration den Genossenschaften neue Statuten, Dienstanweisungen, Geschäftsordnungen und Milchlieferverträge. Die Währungsreform brachte 1948 auch den Molkereien finanzielle Verluste. Auf der DLG-Ausstellung 1950 in Frankfurt konnte die Molkerei für ihre Erzeugnisse einen Ehrenpreis erringen. Damit wurden die Bemühungen der Lieferanten zur Lieferung von einwandfreier Milch und das Bemühen der Betriebsangehörigen, daraus gute Produkte herzustellen, belohnt. Im gleichen Jahr wurde von Architekt Ziegler ein Modernisierungsplan für den Berieb vorgelegt. Da diese Maßnahme aber vorläufig nicht finanzierbar war, wurde sie trotz aller Dringlichkeit zunächst zurück gestellt.

Das 50jährige Jubiläum der Genossenschaft wurde am 19.09.1952 in der Rhenegger Schützenhalle gefeiert. Johannes Gottschalk aus Ottlar erklärte aus diesem Anlass: Vor 50 Jahren wurde von unseren Vorfahren viel Tatkraft und Unternehmungsgeist gezeigt. Um diesen Tatsachen gerecht zu werden, ist es unsere Pflicht und Schuldigkeit das Unternehmen weiter auszubauen. Aus diesem Grunde muss der Erweiterungsbau vollendet werden“. Mit dem Hinweis, dass die kommende Generation das Unternehmen in diesem Sinne weiter führen möge und dem Dank an den derzeitigen Betriebsleiter schloss der Vortragende seine Ausführungen.
Wurde die Milch bis dahin von den Lieferanten angefahren gab es jetzt wie vorher schon für Rhenegge geschildert auch in anderen Orten eine Änderung. Die Ottlarer Milch wurde per LKW von Christian Wäscher transportiert. In Stormbruch übernahm die Raiffeisenkasse die Anfuhr mit dem Schlepper. 1957 gaben die beiden Kassen“ aus steuerlichen Gründen den Milchtransport wieder auf. Eine Investition, die besonders die Milchfuhrleute und Angestellten entlastete, war der Einbau einer Kannenbahn im Jahr 1955 für die Annahme und 1961 für die Rückgabe der Magermilch. Wegen der weiter steigenden Milchanlieferung (1956 = 3 160 000 Kg.) musste die Einrichtung durch Kauf größerer Maschinen weiter verbessert werden. Auch über den Bau einer stationären Kartoffeldämpfanlage wurde nachgedacht, aber aus Gründen der Praktikabilität nicht weiter verfolgt. Der größte Teil der Butter kam auch weiterhin mit Bahn und Post zum Versand an Einzelhandelsgeschäfte im Ruhrgebiet und im Bergischen Land. Der Trockenquark als Halbfertigprodukt wurde an die Bodenfelder Käserei zur Weiterverarbeitung, u.a. zum Harzer Roller, verkauft. Die immer wiederkehrende Wasserknappheit konnte 1958 durch den Anschluss an die Gemeindewasserleitung endgültig behoben werden.
Als Roloff Stroth 1960 starb, schlug der Raiffeisenverband der Genossenschaft eine Fusion mit der Molkerei Mühlhausen vor. Die Vorstände der beiden Genossenschaften trafen sich daraufhin am 27.12.1960 zu einem Gespräch. Lieferanten aus Rhenegge setzten aber weiteren Gesprächen sehr schnell ein Ende. Sie luden zu einer außerordentlichen Generalversammlung ein, auf der von ihnen der Abbruch weiterer Verhandlungen gefordert und nach längerer heftiger Diskussion auch mehrheitlich beschlossen wurde. Ein schon für den 9.1.1961 mit den Mühlhäusern vereinbarter Gesprächstermin musste deshalb wieder abgesagt werden.
Als Nachfolger von Roloff Stroth wurde zum 1.2.1962 Günter Siemers aus Hornburg eingestellt. Durch die 1962 erfolgte Betonierung der Molkereieinfahrt nahm die Verschmutzung im Betrieb erheblich ab. Steigende Anlieferungsmengen und Qualitätsanforderungen machten weitere Maßnahmen bei der Wartung und der Erhitzungsanlage, sowie die Anschaffung einer größeren Quarkpresse und eines entsprechenden Brechers erforderlich. Im Rahmen einer erneuten Diskussion über eine Fusion der beiden Nachbarmolkereien boten die Adorfer am Ortsausgang in Richtung Rhenegge ein Grundstück zu Errichtung eines gemeinsamen Betriebes an. Mit der Begründung, damit sei kein besserer Milchpreis zu erzielen, lehnte Rhenegge dieses Angebot ab.
1965 stellten die Sudecker Landwirte ihre Lieferung auf Hoftanks, die mit Hilfe von Rampen und Kränen auf die Milchwagen transportiert wurden, um. An der Molkerei wurde die Milch aus diesen Pötten“ (100 bis 200 Ltr.) mit einer Pumpe abgesaugt. Das arbeitsaufwendige Ausschütten der Kannen entfiel und brachte eine enorme Arbeitserleichterung. Der gleichzeitig der damit verbundene Einsatz von elektrischen Kühlanlagen bei den Lieferanten bewirkte eine erhebliche Qualitätssteigerung der Anlieferungsmilch.
Der Absatz der erzeugten Produkte bereitete zunehmend Schwierigkeiten. Der bisher übliche Versand mit Bahn und Post war zu teuer geworden. Außerdem verlangten die Kunden ein größeres Sortiment im Angebot. Aus diesem Grund wurde aus der Verwaltung ein Ausschuss mit dem Ziel der Suche nach Möglichkeiten der gemeinsamen Produktion und Vermarktung im Nord-Waldeckischen Raum gebildet. 1966 erreichte die Milchanlieferung eine Menge von 4 731 000,- Kg. bei 3,77 % Fett und überschritt 1967 die 5 Mill.-Grenze. Auf Grund hervorragender Qualitätserzeugung erhielt die Rhenegger Molkerei 1967 als einzige in Kurhessen den großen DLG-Preis für 20 erreichte Punkte bei verpackter Butter.
Da die Markteinkäufer größere Partien einheitlicher Qualität verlangten, ergaben sich zunehmend Probleme beim Absatz. Darum schlug der Raiffeisenverband eine engere Zusammenarbeit der Molkereien Adorf, Rhenegge, Usseln, Rhena und Goddelsheim mit dem Ziel einer Fusion vor. Da in Usseln ein modernes Molkereigebäude vorhanden war, sollte dort die zentrale Butterei installiert werden. Dagegen sprach allerdings die Tatsache, dass die meiste Milch im Raum Diemelsee erzeugt wurde. In intensiven Gesprächen berichtete der Raiffeisenverband über die derzeitige Marktsituation und die Lage der Kurhessischen Molkereizentrale. Beendet wurde die Diskussion mit einer geheimen Abstimmung. Während der Aufsichtsrat eine Fusion einstimmig bejahte, gab es im Vorstand eine ablehnende Stimme. Auf der Generalversammlung am 30.3.1968 gab es zu diesem Thema eine heftige Aussprache über das Für und Wider. Die abschließende geheime Abstimmung brachte als Ergebnis 71 Stimmen für und 56 gegen eine Fusion. Da die für eine Fusion oder Auflösung gesetzlich vorgeschriebenen 75%ige Zustimmung damit nicht erreicht wurde, war eine Fusion zunächst abgelehnt. Am 17.4.1968 stand das Thema einer Verschmelzung der 4 Genossenschaften Rhenegge, Adorf, Rhena und Usseln schon wieder auf der Tagesordnung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Nach einer erneuten Diskussion mit anschließender Abstimmung stimmten über 75% der anwesenden Mitglieder und damit rechtskräftig für eine Fusion dieser 4 Genossenschaften. Goddelsheim war zwischenzeitlich aus dieser Gruppe ausgeschieden. In Sondervereinbarungen zum Verschmelzungsvertrag wurde festgelegt, dass in der neuen Genossenschaft mit dem Namen Upland-Milch“ ein Betrieb der noch bestehenden 4 Betriebsstätten nur geschlossen werden könne, wenn die einfache Mehrheit der früheren Mitglieder des betroffenen Einzugsgebietes diesem Geschehen zustimme.

Im September 1969 legte der Vorstand der Upland-Milch“ den Lieferanten der Molkerei Rhenegge die Schließung des Betriebes zum 1.10.1969 nahe. Begründet wurde die Maßnahme mit Kosteneinsparung. In einer eigens einberufenen Versammlung wurde in geheimer Abstimmung mit der benötigten Mehrheit die Schließung des Betriebes beschlossen. Die Molkerei Rhenegge stellte damit ihre Produktion zum 1.10.1969 ein. Die Rhenegger Lieferanten brachten daraufhin aber nicht wie vorgesehen ihre Milch zum Betrieb Adorf der „Upland-Milch“ sondern zum Zweigbetrieb Cannstein der Molkereigenossenschaft Westheim, bei der sie zum gleichen Zeitpunkt auch die Mitgliedschaft erwarben. Das Kapitel Molkereigenossenschaft Rhenegge“ war damit offiziell abgeschlossen. Für die Genossen bzw. Milchlieferanten aus Rhenegge schloss sich allerdings noch ein Rechtsstreit wegen dem ohne Kündigung erfolgten Austritt aus der Genossenschaft und Lieferung der Milch an einen anderen Betrieb an.

Die technische Einrichtung des Rhenegger Betriebes wurde, soweit noch brauchbar, abgebaut und im Betrieb Usseln weiter verwertet. Molkerei- und Nebengebäude standen nun zum Verkauf. Als erster erwarb Karl Fischer aus Stormbruch vorübergehend das Objekt. Von ihm kaufte dann die Familie Timmermann aus Sundern den Komplex. Sie betrieb in den Räumlichkeiten im Erd- und Kellergeschoss einen holzverarbeitenden Betrieb, hauptsächlich für gedrechselte Holzteile, als Zulieferer für die Lampenindustrie. Zeitweilig waren 8-10 Mitarbeiter, Frauen und Männer aus Rhenegge und den Nachbargemeinden, beschäftigt. Dieser Betrieb wurde 1996 geschlossen.