Die erste Erwähnung über den Beginn eines geregelten Schuldienstes in Waldeck und dessen Beaufsichtigung findet sich in der Kirchenordnung von 1586. Im Adorfer Kirchspiel wurde die erste Schule in den Jahren 1588/99 auf ausdrückliches Verlangen der Gräfin und Frau zu Waldeck, Wittibe, in Adorf errichtet. Sie war für alle Orte des Kirchspieles Adorf gedacht und stand auf der Stelle eines bisherigen Speichers, unmittelbar an dem um die Kirche herum gelegenen Kirchhof. Als erster Schulmeister war Johannes Weißhaupt, gewesener Pfarrer in Beringhausen, angestellt. Schulpflichtig waren damals nur die Jungen. Seit 1629 wurden in den Dörfern eigene Schulen eingerichtet. Im Jahre 1623 findet sich die erste Erwähnung eines Eehrers in Rhenegge. Er erhielt l Kopfstück aus dem Gotteskasten zu Adorf. Ein Name ist nicht genannt. Namentlich wird um 1650 als erster Schulmeister Reutemeyer“ (Fam-Nr. 1321) genannt.
Im Jahr 1664 hat Rhenegge noch kein besonderes Schulgebäude besessen. Im Salbuch von diesem Jahr heißt es: kein eigenes Schulhaus sei in diesem Dorf“. Dagegen werden aber 10 Morgen Lehrer-Land“ erwähnt. Die hatte damals der Halbspänner Johann Callenberg gepachtet. Den Unterricht hielten die Lehrer neben ihrem Beruf, oft als Schneider oder Schuhmacher, in ihrer Wohnung ab. Sie versahen nebenbei auch den Orgel- und Küsterdienst der Kirche. Da die Kinder damals zu Hause viel mitarbeiten mussten, war in der Regel noch bis um 1800 vom 1. Mai (Maitag) bis zu Martini (10.1 1.) die Schule geschlossen und dann erst wieder ihren Anfang nahm. Mithin haben die Kinder 6 1/2 Monate Ferien gehabt. Was konnten nun in dieser Zeit, 5 1/2 Monate, selbst die besten Lehrer leisten? Noch um 1830 hielt man die Kenntnis des Schreibens und des Lesens schon für einen hohen Bildungsgrad, dessen der gemeine Mann nicht dringend bedürfe. Die Mädchen gingen noch nicht zur Schule.
Von ca. 1680 bis 1766 waren 3 Generationen Wienand Schulmeister. In Peits Chronik dazu: Die Schule: erst Schulmeister Michael Wienand, die Frau aus Neuhüsers Haus. Dessen Vatter war auch Schulmeister. Hatte eine Frau aus Bittmes Haus, hatte ein Haus hoher Bittmes Haus auf Bittmes Garten gebaut. Wie nun der gedachte Michael Wienand gestorben und dessen Kinder noch jung und den Schuldienst nicht antreten konnten, so mussten sie in genanntes Haus abziehen. Der Sohn wurde Soldat, ging nach Amerika und die Gemeinde bekam einen anderen Schulmeister, welcher war des Pastor Müllers Sohn von Heringhausen. Freyete eine Frau von Adorf aus Schnider-Berndt Haus, ist jetzo Schulmeister.
Aus diesem Bericht ergibt sich der Schluss, dass Michael Winand (Vater), auch dessen Vater war schon Lehrer, bei seiner Pensionierung ein neues Haus baute und bezog. Das war der Alte Köster. Sein Sohn Michael übernahm bis zu seinem Tode den Schuldienst. Danach zog dessen Familie mit in das Haus ,,Alte Köster“. Den Dienst als Schulmeister trat Pfarrerssohn Müller aus Heringhausen an. Das erste Schulhaus der Gemeinde stand nach Protokollbuchnotizen von 1726 neben der Kirche. Es brannte bei dem großen Brande 1822 mit ab.
Im Juli 1822 wurde die in der Freseschen Schulchronik sogenannte Alte Schule“ nahe der Kirche aus altem Holz“ erbaut. Sie ist zweistöckig, 40 1/2 Fuß lang, 34 Fuß hoch und 26 Fuß breit. Dieselbe war ursprünglich nicht als Schule bestimmt, sondern ist längere Zeit Wohnung eines Beiwohners bei Frankenberg gewesen. Von diesem hat die Gemeinde Rhenegge nach dem großen Brande, wo auch die Schule mit abgebrannte, das Haus gekauft, abgerissen und in Rhenegge wieder aufgebaut. Daher auch die schlechte Einrichtung“. Die Räume beschreibt Lehrer Frese in seiner Schulkronik: Die Hausdehle, gegrätet mit einer zweiflügeligen verschliessbaren Tür versehen; links beim Eingang die Wohnstube und daran eine Schlafkammer; die Küche am Hausflur mit einer Speisekammer; vom Hausflur gelangt man auf einer Treppe in die zweite Etage; hierin ist die Schulstube und daran eine Schlafkammer; aus der zweiten Etage gelangt man auf einer Treppe auf den Bodenraum. Rechts beim Eingang befindet sich an der Hausthür der Kuhstall, an diesem ein Laubstall und darin ein Schweinestall. Der Keller befindet sich unter der Wohnstube. Der Brunnen, der Twetenborn“, aus dem der Lehrer das Recht hat, das nöthige Wasser zu holen, ist auf der Südseite des Hauses und etwa 40 Schritte von demselben entfernt“.
Zum Schulvermögen gehörten ca. 2 Morgen Land am Hübbel“, 1 Morgen Land am Stüttenberg“, ein 4 Zentner Heu großes Wieschen, die Nutzung an der Gemeindetrift zum Brühnenbruche“, eine 1/2 Morgen große, schlechte Wiese auf dem Nordfelde“. Diese Flächen wurde vom jeweiligen Lehrer bewirtschaftet und diente mit zu seinem Lebensunterhalt. In der Verkopplung gingen diese Flächen an andere Eigentümer. Die Schule bekam dafür 1,38 Hecktar Ackerland auf dem Teichbusch“, 21 Vi Ar Wiese in den Kerschpülen“ und ein Gärtchen von 5 1/2 Ar Auf dem Knappe“. Im Nebenamt war Lehrer Frese auch lange Jahre als Friedensrichter (Schiedsmann) tätig. Zum Schulvermögen gehörten ferner 60 Mark Kapital. 30 Mark davon wurden 1854 von der Charlotte Pohlmann, v. Richts, und weitere 30 Mark von einem ungenannten gestiftet. Beide Geber haben ausdrücklich bestimmt, das von den jährlichen Zinsen für arme Kinder Schreibmaterial und Bücher angeschafft werden. Wenn dieser Bedarf nicht bestände, sollten für die Zinsen Jugendschriften für die Schulbibliothek angeschafft werden.
Mitte des Neunzehnten Jahrhunderts hatte der Lehrer zu Rhenegge etwas mehr als 100 Schüler“. Da die Mädchen zu jener Zeit ein Jahr weniger als die Jungen zur Schule gingen, waren die meisten davon Jungen. Es werden wöchentlich 34 Unterrichtsstunden, nämlich Lesen, Schreiben, Rechnen, Biblische Geschichte und Gesang, erteilt. Durch Mitarbeit zu Hause gibt es aber für die Kinder viele Fehlstunden. Lehrer Frese beklagt Ein Übelstand der Schule ist bis jetzt noch immer das Viehhüten durch die Schulkinder, welches dem Lehrer oft viel Ärger verursacht. Hoffentlich wird aber durch den besseren Betrieb des Ackerbaues dieser Übelstand mit der Zeit gänzlich aufhören“. Daneben gingen die Mädchen vom 10. Lebensjahr an auch einmal wöchentlich in die Strickschule“. Für die Jungen unter 17 Jahren gab es Wintertags nach der Konfirmation eine Fortbildungsschule mit wöchentlich 4 Stunden.

1882 besuchten 113 Kinder die jetzt ganzjährige Schule. Es wurde jährlich neben den Feiern zum Fürstengeburtstag und zur Erinnerung an die Schlacht bei Sedan ein Schulfest gefeiert und am Schluss des Schuljahres (Ostern) in der Kirche eine öffentliche Schulprüfung abgehalten. Am Schluss dieser Prüfung bekamen die Kinder einen Brezel a. 5 Pfg. und der Lehrer einen solchen für 10 Pfg., die aus dem Kirchenvermögen bezahlt werden. Es gab im Jahr ca. 8 Wochen Schulferien. Die Termine orientierten sich im Prinzip an den kirchlichen Feiertagen und an der Notwendigkeit der Mithilfe der Kinder bei landwirtschaftlichen Arbeiten.

Wegen des schlechten Bauzustandes und zu kleinem Klassenzimmer wurde auf Anordnung der Schulbehörde vom Gemeindevorstand am 12. Januar 1887 der Auftrag für einen Schulneubau an Zimmermeister Bangert aus Korbach für Gesamtkosten von 16250 Mark als Generalunternehmer vergeben. Das Grundstück, auf dem das jetzige Gebäude steht, wurde von Bergmann Biederbick, v. Berghof, gekauft. Die Maurerarbeiten wurden von Maurermeister Fingerhut aus Schweinsbühl ausgeführt. Schon im Herbst des gleichen Jahres wurde der Neubau bezogen. Besondere Feierlichkeiten fanden nicht statt. Da die Baustoffe eine längere Trocknungszeit als die heutigen brauchten, ergaben sich aber als Folge des schnellen Einzuges erhebliche Mängel und zahlreiche Nachbesserungsarbeiten. Die Dacheindeckung war mangelhaft ausgeführt und erforderte noch nachträgliche Dichtungs- und Ausschmierarbeiten“. Im November 1890 stand nach außergewöhnlichen Sturm- und Regenwetter im ganzen Souterrain 1 Meter hoch Wasser, so dass Kartoffeln, Gemüse und alles was im Keller war 3 mal 24 Stunden unter Wasser stand. Bequem hätte man mit einem Kahn von einem Kellerraum zum anderen schiffen können“. Auf dem Giebel über dem Eingang zur Schule wehrte“ ein ca. 80 cm. hohes Kreuz das Haus. Dieses wurde aber wahrscheinlich später bei einem Sturm herunter geweht. Über dem Hauseingang ist eine Steinplatte mit dem Bibelspruch aus Psalm 111, Vers 10: Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang“ angebracht.
Das alte Schulhaus wurde an Steiger Moritz auf dem Martenberg verkauft und auf dem Dansenberg bei Adorf wieder aufgebaut.

Für viele noch in Erinnerung ist die Dienstzeit von Gustav Neuschäfer – Rube. Der gebürtige Mengeringhäuser war von 1926 bis 1962, allerdings durch die Zeit als Soldat im 2. Weltkrieg unterbrochen, als Lehrer in Rhenegge tätig. Dieser fast 40jährige Abschnitt im Ablauf der Schulgeschichte wirkte sich prägend auf Schüler und Schule aus. Da knapp 2 Jahre später die Rhenegger Schule ihre Eigenständigkeit bei der Gründung der Mittelpunktschule in Adorf aufgab, soll hier eine gekürzte Abschrift des Zeitungsberichtes vom 02. April 1962 in der WLZ über die Verabschiedung von Lehrer Neuschäfer- Rube folgen: Rhenegge: Ein Stück Geschichte geht von uns…“
Er trat noch einmal in den alten Raum, darin auf ihn die Schüler harrten. Er sah sie an, es war wie ein Traum. Wie doch die Jahre ihren Träger narrten!“
Diese Worte Ernst Kleukers standen Freitag über der Abschiedsstunde für Schulleiter Gustav Neuschäfer-Rube. Neben den Kindern und ihren Lehrern waren Schulrat Glaeßner, Hauptlehrer Heinrich Garthe, Adorf, Bezirks-Lehrervereinsvorsitzender Karl Welteke, Adorf, Pfarrer Dieter Hammel, Bürgermeister Christian Bangert und 1. Beigeordneter Christian Fisseler sowie die Vertreter der Schuldeputation und des Elternbeirats, Heinz Leonhard und Christian Hillebrand, erschienen. Lehrer Kockegey erinnerte in den Abschiedsworten für seinen Kollegen an die Feier seines Dienstbeginns vor 40 Jahren, die 1957 im gleichen Raum stattfand. Damals habe er ihm für seine letzten Dienstjahre Gesundheit und Schaffenskraft gewünscht. Heute gelte es nun Abschied zu nehmen von einem Kollegen, mit dem er zehn Jahre zusammen arbeiten durfte. Seit 1926 habe er seinen verantwortungsvollen Beruf in Rhenegge ausgeübt. Schulrat Glaeßner betonte in seiner Rede, dass man heute von einem Lehrer Abschied nehme von dem man im Ort wohl mit Recht sage, dass es immer unser“ Lehrer war.
Neuschäfer-Rube wurde in Mengeringhausen geboren und legte 1921 seine 1. Lehrerprüfung ab, bekam seine erste Lehrerstelle in Hörle, um von dort nach Rattlar und 1926 nach Rhenegge versetzt zu werden. Mit 19 Jahren zog er in den 1. Weltkrieg. Den 2. Weltkrieg machte er von Anfang bis zur Entlassung aus der Gefangenschaft in 1946 mit.
Lehrer Karl Welteke, Adorf, überbrachte als Vorsitzender des Bezirkslehrervereins dem guten Kollegen und Freund“ freundliche Abschiedswünsche. Bürgermeister Christian Bangert dankte Neuschäfer-Rube im Namen der politischen und der Schulgemeinde für seine Arbeit an den Kindern. Pfarrer Hammel sagte dem Scheidenden namens der Kirchengemeinde Dank für die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Schule. Lehrer Neuschäfer-Rube dankte in bewegten Worten allen, die ihm und seiner Gattin diese schöne Feierstunde bereitet hätten. Er habe in den Jahren viel Schönes mit seinen Kindern im Unterricht oder auf Wanderungen und Fahrten erlebt. Der Gemeinde Rhenegge übergab er zum Gedenken eine von ihm hergestellte Lichtbildserie über Rhenegge und seine Gemarkung.

Mit der Bildung der Mittelpunktschule in Adorf im Jahr 1964 wurden die Schüler der Oberstufe mit dem Bus nach Adorf gefahren und die Unterstufenjahrgänge noch einige Jahre in Rhenegge unterrichtet. Dann folgt das endgültige Aus für die Schule Rhenegge.

Seit Bau des Schulhauses mit Nebengebäude im Jahr 1887 war die Gemeinde Rhenegge bis 1972 Eigentümer. Nach der Gebietsreform wurde die Großgemeinde Diemelsee Eigentümer der Gebäude und Grundstücke. Als die Rhenegger Feuerwehr 1976 ein neues Löschgruppenfahrzeug bekam, wurde die Schulscheune von den Feuerwehrkameraden in Eigenleistung zu einer Garage umgebaut. Die ehemalige Lehrerwohnung wurde durch die Gemeinde für die Öffentlichkeit hergerichtet. Damit entstanden Räumlichkeiten für Sitzungen, für die Landfrauen, für die Feuerwehr und viele andere Zusammenkünfte bis 1987. Dann verkaufte die Gemeinde Diemelsee das Grundstück an einen Privat-Interessenten.