Für den Männergesangverein Rhenegge gibt es leider keine lückenlose Vereinschronik. Er sieht sich in der Nachfolge des „Männer- und Jünglings-Vereins Bruder-Liebe“. Die Statuten dieser Vereinigung aus dem Jahre 1888 liegen noch teilweise vor und begründen diesen Anspruch. In einer Ergänzung der Statuten im Jahre 1889 ist im § 1 unter anderem als Vereinszweck festgelegt: „… die Mitglieder zu Christlicher Geselligkeit und Freundschaft zu verbinden, die Kunst des Gesanges zu pflegen und nützliche Kenntnisse zu verschaffen“. Mit nachvollziehbarer Berechtigung leitet daher der heutige MGV als sein Gründungsjahr das Jahr 1889 ab. Diese Begründung wurde durch eine Satzungsergänzung im Jahre 1912 bestätigt. Hier heißt es unter anderem noch einmal als Vereinszweck: „… Pflege des Gesanges, der Geselligkeit, des Frohsinns und der Vaterlandsliebe“.
Rege Aktivitäten kennzeichnet von Anfang an die Vereinsgeschichte. In der Gründerzeit baute er sich auf dem Knappe ein eigenes Vereinshaus. Das belegt, dass Eigenleistung keine Erfindung unserer Zeit ist. Dieses Haus diente einem regen Vereinslebeben, zur Abhaltung von Übungsstunden und Versammlungen im Sinne des Vereinszweckes. Als federführend aus dieser Zeit ist der Name des Landwirts Christian Leonhard in Erinnerung geblieben. In der Zeit bis zum ersten Weltkrieg wirkten die Rhenegger Lehrer F. Frese, Chr. Wetekam, A. Albracht und K. Kötting gleichzeitig als Vorsitzender und Dirigent. Unter der Regie von Lehrer Kötting gab sich der Verein am 16. November 1912 neue Statuten. Gleichzeitig wurde von ihm ein neues Protokollbuch begonnen. Aus diesem Buch lässt sich von da ab die Vereinsgeschichte lückenlos nachvollziehen.
Eine Vereinsfahne wurde 1913 angeschafft und mit einem Sängerfest am 1. Pfingsttag dieses Jahres geweiht. Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges ruhte ab 1914 die Vereinstätigkeit. Sieben Mitglieder kehrten aus dem Krieg nicht wieder zurück. Im Vereinshaus waren, als Arbeitskräfte auf Bauernhöfen eingesetzt,e russische Kriegsgefangene untergebracht.
Als im Jahre 1919 der Verein seine Tätigkeit wieder aufnahm, wurden die Positionen Vorsitzender und Dirigent getrennt. Vorsitzender wurde Chr. Westmeier und die Chorleitung übernahm wieder Lehrer Kötting. Reges Vereinsleben bestimmte in den 20er und 30er Jahren die Tätigkeit. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Sängerbundes „Rhene-Diemeltal“. Rhenegge war von Anfang an Mitglied. Erfolgreiche Teilnahme an Wertungs- und Bezirkssingen und an Sängerfesten befreundeter Vereine waren Stationen der Vereinsgeschichte.

Von Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 bis zum Jahre 1949 ruhte dann das Vereinsleben wieder. Auch diesmal kehrten zahlreiche Sangesbrüder nicht aus dem Krieg zurück. Nach dem Kriege trafen sich dann am 15. November 1949 in der Gastwirtschaft Fritz Bangert, Schwarten, über 50 sangesfreudige Männer zur Neugründung des Vereins. Mit ca. 40 aktiven Sängern begann ein neuer Anfang. Regelmäßige Übungsstunden fanden jetzt auf Schwarten Saale statt. Dank des Einsatzes von Chorleiter Paul Müller konnte der Verein bald wieder in der Öffentlichkeit auftreten.
Sein erstes Sängerfest nach dem zweiten Weltkrieg feierte der Verein am 2. Pfingsttag 1950 aus Anlass seines 60jährigen Bestehens. Die regelmäßigen Übungsstunden fanden ab 1953 bis 1986 wieder im „Sängersaal“ des Vereinshauses statt. Das Haus war aber 1950 in den Besitz der Gemeinde, erst Rhenegge und dann Diemelsee, übergegangen und wurde von dieser zur Mitfinanzierung des DGH verkauft. Seit der Fertigstellung des DGH hat der MGV sein neues Domizil hier.
1951 schaffte der Verein eine neue Fahne an. Die Fahnenweihe fand am 3. Mai statt. Die alte Fahne aus dem Jahre 1913 ging in den Wirren der ersten Nachkriegszeit verloren. Sie war im Vereinshaus untergebracht. Dieses diente amerikanischen Soldaten nach ihrem Einmarsch einige Tage als Quartier. Es ist gut vorstellbar, das sie bei dieser Gelegenheit als Souvenir den Weg nach Amerika gefunden hat. Aus der aktiven Tätigkeit des Vereins nach 1949 gibt es zahlreiche Erinnerungen. Eine besondere Rolle spielten wieder die Veranstaltungen des Sängerbezirks „Rhene-Diemeltal“. Es gab neben Kontakten zu befreundeten Waldeckischen Vereinen auch solche zu befreundeten Chören aus Westfalen, dem Bergischen Land und Langenhagen bei Hannover.
im OSB Festzug beim Sängerfest 1950 auf der Knappstraße.
Vor der Kapelle Nickel von Korbach der Vorstand und Festausschuss des MGV. Von vorn Links: Dirigent Paul Müller, H. Müller, Vors. C. Flamme, K. Rauch, A. Emde, F. Wilke, K. Gerling, R. Wilke, H. Schlüter, A. Beck;
Ein besonderes Ereignis in der Vereinsgeschichte war das 100jährige Jubiläum im Jahre 1989. Durch die Verleihung der Zelter-Plakette auf dem Hessentag in Frankenberg am 25. Juni 1989 durch die Hessische Landesregierung wurde die Vereinsarbeit gewürdigt. Mit seinen Auftritten bei öffentlichen Veranstaltungen im Dorf, in der Kirche und bei Vereins- und Familienfeiern ist der Männergesangverein ein wichtiger Kulturträger unseres Dorfes.

Verein und Chor wurden in seiner Geschichte von folgenden Personen geleitet.
1889 – 1890: Lehrer Friedrich Frese Vereinsvorsitzender und Dirigent
1890 – 1893: Lehrer J. H. Wetekam und Lehrer Richter Vereinsvorsitzender und Dirigent
1893 – 1912: Lehrer August Albracht Vereinsvorsitzender und Dirigent
1912-1919: Lehrer Karl Kötting Vereinsvorsitzender und Dirigent

danach als Vorsitzender:

1919-1924 Chr. Westmeier
1924-1928 Chr. Pohlmann/Bi.
1928-1949 Karl Leonhard
1949-1956 Chr. Flamme
1956-1963 Karl Westmeier
1963-1986 Karl Pohlmann
1986-1992 Alfred Beck jr.
1992-1995 Dieter Schwalm
1995- x Manfred Wallner
x – 2014 Heinz-Peter Schlüter

Als Chorleiter waren nach 1919 tätig:
1919-1926 Karl Kötting
1926-1930 G. Neuschäfer-Rube
1930-1939 Heinrich Brandau
1949-1950 Paul Müller
1950-1952 Kurt Garbisch
1952-1968 Alfred Beck
1968-1969 K.-W. Rauch
1969-1981 Fritz Becker
1981-1991 Walter Platt
1991-1995 P. Zieren/W. Töpfer
1995-2000 Werner Töpfer
2000-2015 Daniela Weltecke
… dann ruht der Männergesangverein

Foto anl. 100 jähriges Jubiläum (1989)

Hinten vl: K. Selch, K. Henkler, H. Müller, H. Kuhnhenn, K. Pohlmann jr., K. Hesse, Chr. Flamme, A. Beck, K. Pohlmann sr.;
Mitte vl: K. Gerling, J. Schlüter, K. Grebe jr., U. Volz, D. Schwalm, H. Drössler, Chr. Figge,
Chr. Westmeier, K-H. Bangert, K. Flamme, K-F. Flamme, K. Kesper, H-P. Schlüter, K. Emde, F-H. Emden, K-H. Nierenköther, T. Drössler;
Vorne vl: K-H. Grebe, K. Grebe sr., R. Wilke, Chr. Pohlmann, H. Reuter, K. Fischer, H. Hankel, W. Knippschild, F. Müller, H. Schlüter, F. Wilke, H. Bangert, W. Völkel, Chorleiter W. Platt.

Inschrift der Fahne von 1951
Sind wir auch von der Arbeit müde, bleibt uns doch Zeit zu einem Liede

Schon in den ersten Jahren nach seiner Gründung baute sich der Männergesangverein auf dem Knappe einen Raum zur Abhaltung der Übungsstunden. Leider ist aus der frühen Zeit dieses Gebäudes, jetzt Knappstraße 24, nur noch die nachfolgende Skizze vorhanden. Das Haus ging später in den Besitz der Gemeinde und wurde von dieser zur Mitfinanzierung des neuen Dorfgemeinschaftshauses verkauft.
Im Mai 2014 konnte der Verein das 125-jährige Bestehen mit dem Bezirkssängerfest in der Rhenegger Schützenhalle, als Projektchor mit Rhenegger Frauen, feiern. Die Mitgliederzahl von anfangs fast 50 aktiven Sängern war bis unter 20 Sänger geschrumpft. Vom Vorstand wurde häufig versucht, jedoch leider erfolglos, neue Sänger zu gewinnen. Um weiter im Chor singen zu können, wurde der Entschluss gefasst, den Männergesangverein durch die Aufnahme von Frauen in einen gemischten Chor zu wandeln.
Die Wandlung fand 2015 statt – nach 125 Jahren Männerchor ruht die Ära „Männergesangverein Rhenegge“ und der gemischte Chor „Cantiamo“ beginnt seine Aktivitäten.