Geologisch liegt Rhenegge am Rande des Rheinischen Schiefergebirges im Übergangsbereich vom Ostsauerländischen Hauptsattel zur Waldecker Mulde auf Tonschiefer-, Diabas- und Grauwackebasis. Die aufliegende Bodenschicht besteht aus Ablagerungsschutt von Erdfaltungen, Gletschern und Überflutungen, Verwitterungsbestandteilen und Erosionsbestandteilen in wechselnder Zusammensetzung und Stärke mit niedrigem Wasserspeichervermögen und geringer natürlicher Fruchtbarkeit.

Die das Klima bestimmenden Daten sind folgende:
Ø Höhenlage = 400 – 500 m
Ø Niederschlag = 850 mm
Ø Jahrestemperatur = 8° C
das ergibt für die natürlichen Ertragsbedingungen der Landwirtschaft Ø 30-35 Ertragsmesszahlen.

In diesem geologischen Grenzbereich sind im Rhenegger Raum vereinzelt Eisenerzvorkommen von geringer Ergiebigkeit eingestreut. Mühsam wurde versucht diese Erze abzubauen. Schon vor dem 30jährigen Krieg wurde im „Simmet“ Eisenerz abgebaut. Diese Bemühungen sind im Aufsatz: „Bergbau“ beschrieben. Eine andere Art, die Materialien des Bodens zu nutzen, war die Herstellung von Ziegelsteinen und das Betreiben von Steinbrüchen und Kalköfen. Dieser Bereich ist im Aufsatz: „Handel, Handwerk und Gewerbe“ beschrieben. Durch Rodungen wurde versucht, die landwirtschaftlich nutzbare Fläche zu erweitern. Dazu und auch um für die Pflanzen nutzbare Mineralstoffe auf der Fläche zu erhalten, wurde auch Feuer eingesetzt. Flurnamen, wie z. B. „Im Brande“ weisen noch heute daraufhin.

1864 werden für die Gemarkung 1767 Morgen Ackerland, 520 Morgen Wiese, 85 Morgen Hute, 1138 Morgen Driesch und 1092 Morgen Wald angegeben. Das entspricht einer Gesamtfläche von 1150,50 ha. (Ohne Wege und bebaute Fläche?) Für 1971 wird eine Gemarkungsfläche von 1225 ha. angegeben. Die Verkuppelung der Gemarkung wurde 1878 abgeschlossen. Mehr dazu im Bericht über die Landwirtschaft.
Der erste bekannte Bericht über die Grenze der Rhenegger Gemarkung befindet sich in einem Schnadeprotokoll aus dem Jahr 1631.
Um die Hüte- und Holzrechte am Mühlenberg gab es schon zu jener Zeit immer wieder Streit zwischen Adorf und Rhenegge. Beide Gemeinden beanspruchten diese Rechte für sich.
Für die Gemarkungsgrenzen gab es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts noch keine katasteramtliche Festlegung. Man orientierte sich für den Grenzverlauf an markanten Punkten im Gelände. Die Grenze hieß im damaligen Sprachgebrauch Schneide oder Schnade. Dieser Begriff ist von schneiden abgeleitet und bedeutet im übertragenen Sinne teilen. Daneben gab es auch noch die Blumenschnade. Bei ihr wurden die Grenzen der Hüterechte, die nicht immer mit der Gemarkungsgrenze identisch waren und oft mit Nachbargemeinden gemeinsam bestanden, festgelegt. Um die überlieferten Grenzverläufe immer wieder neu ins Gedächtnis zu rufen, fanden regelmäßig Schnadezüge statt. Sie standen unter der Leitung eines Beauftragten der Landesverwaltung.

Eingeladen wurden alle Gemeindebürger und Vertreter der angrenzenden Gemeinden. Auch die älteren Schulkinder nahmen teil. An markanten Punkten wurde gestutzt. Damit durch diese etwas schmerzhafte Prozedur die Grenzpunkte lange in Erinnerung blieb, stutzte man bevorzugt jüngere Personen. Dass es bei diesen Schnadezügen – im Gegensatz zu den heutigen mehr oder weniger feucht-fröhlichen Flurbegehungen – eher ernsthaft und oft nicht spannungsfrei im Verhältnis zu den angrenzenden Nachbargemeinden zuging, belegen Notizen aus den amtlich angefertigten Protokollen der Schnadezüge. Aus anderen Gemeinden ist bekannt, dass dem Zug ein Trommler und die Fahnen örtlicher Vereine, in der Regel der Schützenvereine, voran gingen. Der Abschluss des Zuges wurde oft mit einem Tanzabend gefeiert. Die Beschreibung der einzelnen Güter der Gemeinde mit ihren Flächen wurde im sogenannten Salbuch protokolliert.

In den Jahren 1855 – 1859 wurde für die Rhenegger Gemarkung die erste amtliche Fluraufnahme bzw. Vermessung durchgeführt. Für diese Arbeit, die mit örtlichen Helfern durchgeführt wurde, liegen noch Originalbelege, wie z. B. Gemarkungskarte oder Quittungen für ausbezahlte Helferlöhne, vor.
Das Bild der Gemarkung wird zuerst von der geologischen Struktur bestimmt. Daraus entwickeln sich dann Vorgaben für die Nutzung. Die Wälder finden wir heute noch vorrangig an Standorten, an denen eine landwirtschaftliche Nutzung nicht oder nur schwer möglich war. Die Art der entsprechenden landwirtschaftlichen Nutzung orientierte sich dann am jeweils günstigsten und ertragsversprechendsten Standort und den Möglichkeiten der Bearbeitung. Weiter fällt aber auch die Gliederung der Landschaft ins Auge. Die richtet sich ebenfalls zunächst nach der Geländeform und nach den Eigentumsverhältnissen und wird durch Wasserläufe und Wege dokumentiert. An diesen markanten Linien entwickeln sich als weiteres die Landschaft belebendes Element Hecken und Gehölze. Wenn sich auch die landwirtschaftliche Betriebsgrößenstruktur in den letzten Jahren zu wesentlich größeren Einheiten entwickelt hat, ist in unserer Gemarkung doch noch eine abwechslungsreiche Gliederung erhalten geblieben.

Zur Orientierung innerhalb der Gemarkung wurden den Teilen schon in frühester Zeit Namen gegeben. Diese nur noch zum Teil überlieferten Flurnamen sind in den Flurkarten nicht alle aufgeführt. Sie hatten aber in ihrer Vielzahl besonders vor der Verkopplung bei den vielen kleinen Parzellen für die Lagebestimmung eine wichtige Funktion. Es soll auch eine Aufgabe dieses Buches sein, diese alten Bezeichnungen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Auf der Grundlage der angefügten Gemarkungskarte mit Flurnamenverzeichnis ist der Versuch unternommen, Lage und Bezeichnung fest zu halten
Die Herkunft der einzelnen Flurnamen wird von verschiedenen Faktoren abgeleitet. Zum einen können sie Hinweise auf ehemalige Siedlungsstätten und Wüstungen geben. (z.B. Nordfeld). In anderen Fällen lassen sich aus ihnen Besitzverhältnisse ablesen (z.B. Meierhof). Sie können Hinweise auf Bauten und Anlagen geben (z.B. in Verbindung mit Teich oder Kohlen). Es gibt Bezüge zu Geländeformen( z.B. Knapp); ebenso auf die Bodenbeschaffenheit (z.B. Leimberg); Hinweise auf Waldgelände (z.B. Stauten- =Stukenberg). Es gibt Hinweise auf die Nutzungsart (z.B. Trift) oder auf die Vegetation (z.B. die Endung -hagen = eingefriedete Fläche). Diese Reihe ist sicher noch zu erweitern. Im Eaufe vieler Jahre hat sich auch mancher Name so verändert, dass die Wurzel kaum noch zu erkennen ist. Trotzdem geben uns auch heute die Flurnamen noch einen Einblick in das Leben unserer Vorfahren.